Schon von weitem hören die drei Freunde Filoú, Thoma und Mathéo ein Gewirr aus neugierigen Stimmen und lauten Geräuschen. Endlich am Bärenbau angekommen, sehen sie voller Verwunderung, dass sich alle ihr Freunde und sämtliche Tiere aus dem Zauberwald in einem Halbkreis um das Reh Camille versammelt haben. Begeistert gesellen sich die drei zu der bunten Menge und warten gespannt darauf, dass Camille endlich ihre Neuigkeiten verkündet.
In den Köpfen vieler Tiere spuken schon die wildesten Ideen, was Camille denn Neues erzählen könnte. Der immer hungrige Bär Thoma zum Beispiel hofft, dass Camille vielleicht einen Weg gefunden hat, einfacher an den schmackhaften Honig zu gelangen. Der schlaue Fuchs aus dem Zauberwald wäre von einer Zauberwaldbibliothek begeistert, damit er noch mehr lernen kann. Die fleißigen Ameisen träumen von einem Ordnungs- und Putzplan für den gesamten Zauberwald und die liebevolle Eule Grand-Mama wünscht sich nichts sehnlicher als eine Methode, um mehr schlafen zu können. So hat jedes Tier seine eigene Theorie, was Camille denn verkünden wird, und wartet gespannt auf die Lüftung des Geheimnisses. Und schon ist es soweit!
Die zierliche Camille steigt anmutig auf einen Baumstumpf, damit sie auch alle gut sehen können, und versucht die Aufmerksamkeit der neugierigen Menge auf sich zu lenken. Erst als sie all ihre Kraft zusammennimmt und es plötzlich „Ruhe!“ aus ihrem kleinen Mund durch den ganzen Zauberwald hallt, bringt sie die Tiermeute zum Schweigen. Nun sind alle Augen auf sie gerichtet und völlig begeistert beginnt die sonst so schüchterne Camille zu erzählen: „Ich danke euch sehr, dass ihr alle erschienen seid! Wie ihr wisst, habe ich Neuigkeiten für euch! Großartige Neuigkeiten!“
Die Zauberwaldtiere und ganz besonders die drei Freunde platzen fast vor Neugierde und drängen das Rehmädchen Camille schnell weiterzureden. Also fährt sie ihre eingeübte Rede fort. „Schon als kleines Rehkitz sprang ich singend durch den Zauberwald, summte Melodien auf Feldern und trällerte Tonleitern rauf und runter…“ Einige der Tiere nicken wild mit den Köpfen und stimmen Camille und ihrer Begeisterung für das Singen zu. „Ihr habt auch sicher schon gehört, dass ich eine ganz besondere Stimme besitze und großes Talent habe! Aus diesem Grund verlasse ich euch und den Zauberwald! Ich werde die weite Welt mit seinen unbekannten Tier- und Pflanzenarten erkunden, in den duftenden Lavendelfeldern herumspringen und saftig-süße Früchte speisen! Ich werde dort draußen auf den größten Bühnen der Welt singen und Menschenmengen mit meiner Musik begeistern! Morgen ist es soweit, ich werde eine berühmte Sängerin!“
Nach ihrer träumerischen Rede herrscht noch einige Minuten Stille. Camille ist sehr stolz darauf, dass sie es endlich allen gesagt hat. Ihre Augen strahlen und sie ist voller Vorfreude auf das Abenteuer und die Erfüllung ihres Traums. Zunächst bemerkt das glückliche Rehmädchen die Reaktion der Zauberwaldtiere gar nicht. Sie stehen mit offenem Mund vor Camille, die Kinnladen nach unten geklappt und wollen ihren eigenen Ohren kaum glauben. Haben sie da richtig gehört? Das kleine süße schüchterne Rehmädchen will in die weite gefährliche Welt hinaus und singen? Auf großen Bühnen stehen? Was ist mit dem leckeren Honig, der Bibliothek oder mit mehr Schlaf? Einige der Tiere sind enttäuscht, dass sie mit ihren Vermutungen nicht richtig gelegen haben und hätten sich lieber gewünscht, dass Camille einer ihrer Ideen verwirklicht hätte. So auch die drei Freunde Filoú, Thoma und Mathéo. Thoma der Bär war sich so sicher gewesen, dass Camille über seinen heißgeliebten Honig reden würde.
Traurig und völlig enttäuscht, dass die Tiere aus dem Zauberwald sich nicht mit ihr freuen, rennt Camille weinend in den Wald davon. Auch wenn viele der Zauberwaldtiere sie und ihren Traum nicht verstehen können, schwört sich das Rehmädchen trotzig: „Ich werde eine berühmte Sängerin! Egal was die anderen Tiere sagen! Sie werden schon sehen!“
Nach und nach verlassen einige Tiere den Bärenbau und machen sich schnatternd und noch immer etwas ungläubig auf den Weg nach Hause. Der Esel Filoú und auch die anderen erwachen langsam aus ihren eigenen Träumereien und schauen sich im Bärenbau um. Doch Camille ist nicht mehr aufzufinden. Niemand hat bemerkt, wie sie enttäuscht davongerannt ist. Da überkommt Filoú das schlechte Gewissen und auch das Eichhörnchen Mathéo und Thoma der Bär begreifen, was geschehen ist. Sie haben sich gar nicht für ihre beste Freundin gefreut und Camille auch nicht in ihrem Vorhaben unterstützt, weil sie so sehr mit ihren eigenen Wünschen und Ideen beschäftigt gewesen sind!
Hastig durchsuchen sie den ganzen Zauberwald bis zum Morgengrauen nach ihr, doch Camille ist wie vom Erdboden verschluckt. Voller Sorge entschließen sich Filoú, Mathéo und Thoma ihrer Freundin Camille in die unbekannte Welt zu folgen, um sie wieder mit nach Hause in den Zauberwald zu bringen.
Doch wird ihnen das gelingen? Werden sie Camille finden? Und was erwartet sie auf dem Weg?
Das alles erfahrt ihr im nächsten Teil von Filoú der kleine Zauberesel entdeckt die Welt.
Ihr kennt Filoú noch nicht? Kein Problem, hier könnt ihr das erste Abenteuer und das zweite Abenteuer von Filoú und seinen Freunden noch einmal nachlesen.