Die Liebe ist für ihn eines seiner absoluten Lieblingsthemen. Vor allem was die Liebe in Beziehungen angeht. Mit uns spricht Beziehungscoach Stefan Müller über die eine große Frage „Wie findet man eigentlich den perfekten (Familien-) Partner?
Du darfst dich gerne kurz vorstellen
Hallo, ich bin Stefan und Beziehungscoach. Ich bin Beziehungscoach geworden, weil ich in einer Familie aufgewachsen bin, in der ich gemerkt habe, dass Beziehungen durchaus auch nicht funktionieren können. Das hat sehr geschmerzt – nicht nur die beteiligten Personen, sondern auch jene, die unmittelbar davon betroffen gewesen sind. In diesem Fall meine Schwester und ich – und ich habe einfach gesehen, wie dadurch eine ganze Familie in einen tiefen Konflikt kommen kann. Das hat mir den Wert aufgezeigt, was es eigentlich bedeutet, eine schöne und harmonische Beziehung zu führen. Ich persönlich, habe es schon immer geschafft, harmonische Beziehungen zu führen, egal ob man jetzt auseinander geht oder nicht. Ich habe schon immer den Menschen dahinter wertgeschätzt. Und diesen Wert, dieses bedingungslose Lieben, das möchte ich auf jeden Fall weitergeben. Das ist so meine Vision und deshalb mache ich heute auch das was ich mache.
Woran liegt es, dass so viele Menschen vergeblich den perfekten Partner suchen?
Die Suche trifft es eigentlich ganz gut. Man sucht immer nach etwas – nur deshalb, weil man es selbst nicht hat. Deshalb sucht man da oftmals im Außen und versucht etwas zu kompensieren, in dem man einen Partner findet, anstatt letzten Endes auf sich selbst erst mal zu gucken, zu schauen „was fehlt mir denn eigentlich?“ und „welche Werte suche ich in einem Partner? Was projiziere ich auf den Partner, was läuft in meinem Leben gerade nicht und was kann der Partner eigentlich dafür?“.
Welche Rolle spielt die Selbstliebe in dem ganzen Prozess?
Das ist ja quasi die Überschrift von dem Ganzen: Dass man sich erst selbst auffüllt, zu 100% voll wird und dann raus geht und als Team ein noch erfüllteres Leben zusammen aufbaut. Weil oftmals hört man den Spruch „Ich suche gerade nach der besseren Hälfte“ oder „Der Partner ist meine bessere Hälfte“ und der Satz sagt ja dann, dass man selbst nur 50% ist, was ja dann auch implizieren würde, wenn die Partnerschaft am Ende ist, dass man dann nur noch ein halber Mensch ist. Dann kann man ja eigentlich nur unglücklich sein. Man sollte aber keinen anderen Menschen dafür verantwortlich machen, dass man selbst voll ist. Ich schlage immer vor, dass jeder mal in sich gehen sollte und sich fragen, was denn die drei wichtigsten Werte sind, die man in einem Partner sucht. Die Werte im Anschluss aufschreiben, sich fragen, wo man da gerade selbst steht auf einer Skala von 1-10 und anfangen das aufzufüllen, bis überall eine 10 steht. Also im Prinzip, das was wir suchen, müssen wir dann nicht mehr suchen, weil wir es ja selbst schon haben. So fängt man an auf sich selbst zu schauen und sich selbst zu lieben.
Kann jemand der sich selbst nicht liebt auch andere nicht lieben?
Es kann passieren – allerdings verwechseln wir hier ganz oft „lieben“ mit „fordern“. Wir glauben wir lieben jemanden, aber eigentlich fordern wir nur von diesem Menschen, dass er uns glücklich macht. Und dadurch, dass er uns dann glücklich macht, weil er mit uns Zeit verbringt oder Ähnliches, denken wir, dass wir ihn lieben. Aber eigentlich fordern wir nur einen Teil dieser Person ein.
Wie kann man es vermeiden, dass die Liebe zu einem bloßen Tauschgeschäft wird?
Ich glaube in gewisser Weise wird es ein Tauschgeschäft, denn wenn wir geben, lösen wir fast automatisch ein Gefühl in der anderen Person aus, dass sie uns gerne etwas zurückgeben möchte. Wie bei einem Umzug – falls dir Menschen geholfen haben, hat man ja dann irgendwie das Bedürfnis sich mit etwas zu revanchieren, in Bayern wäre das wohl ein Kasten Bier (lacht). Man bekommt einfach das Bedürfnis, etwas zurückgeben zu wollen – und dadurch ist es automatisch ein Tauschgeschäft. Allerdings war das im Idealfall am Anfang keine Bedingung des Gebens. Wenn man wirklich aufrichtig liebt, ist es ja ein bedingungsloses Geben. Aber am Ende wird es ein Tauschgeschäft, weil etwas zurückkommt – und sei es nur ein Lächeln. Meine Definition von Liebe ist, dass man einfach gibt, um den anderen glücklich zu machen.
Nach welchen Kriterien sollte man den idealen Partner wählen?
Da sollte man mal ein bisschen auf sich selbst schauen – also welche Werte man selbst vertritt. Also jemand der leidenschaftlich raus geht und Sport betreibt wird eventuell nicht glücklich mit jemandem, der nur drinnen sein möchte, um dort Computerspiele zu zocken. Aber selbst das muss nicht unbedingt so sein, denn oft gibt es viel tiefere Werte wie Ehrlichkeit und Vertrauen, die zwei Menschen trotzdem verbinden können, sodass es gut funktioniert. Und vielleicht braucht ja jemand der den ganzen Tag Sport betreibt jemanden, der das Ganze mal ausbalanciert. Ein Geheimrezept gibt es hier leider nicht. Da muss jeder erst mal auf sich selbst schauen und seine individuellen Werte ausarbeiten.
Muss in einer Partnerschaft immer alles harmonisch sein?
Also müssen glaube ich nicht. Kennst du das Gesetz der Antifragilität? Antifragilität herrscht zum Beispiel bei einem Knochen der gebrochen ist. Wenn er an der Stelle wieder zusammenwächst, dann ist er an der Stelle dicker als zuvor – soll heißen: an der Stelle bricht er auf jeden Fall nicht mehr, da er dort viel stärker geworden ist. Das ist oftmals bei Konflikten auch so. Denn oft müssen wir durch diese Aufs und Abs gehen, um einfach herauszufinden, wie weit man gehen kann. Wenn man das dann aber wieder heilt, dann weiß man, dass man über diesen Punkt hinaus ist und damit auch unangreifbar an der Stelle. Ich glaube Konflikte sind ganz normal in einer Beziehung, denn die größte Herausforderung in einer Beziehung sind die Unterschiede zwischen den Menschen. Das ist ganz normal, weil jeder ja durch unterschiedliche Erfahrungen gegangen ist. Dadurch entsteht auch unendlich viel Potential für Wachstum durch den anderen. Streit an sich ist nicht schlecht. Das was eine Beziehung auseinander bringt, ist die Länge und die Intensität eines Streites und wie man dann damit umgeht.
Woran erkennt man den oder die Richtige?
Ich glaube den oder die Richtige gibt es gar nicht. Was wir da immer beachten müssen, ist der Unterschied zwischen Chemie und Liebe. Chemie ist etwas, was am Anfang da ist, um Liebe aufzubauen aber nur diese Chemiephase, also Verliebtheitsphase, bedeutet noch lange nicht, das jemand der oder die Richtige ist. Es ist wichtig, das diese Chemie vorhanden bleibt. Das heißt aber auch, daran zu arbeiten, indem man sich zum Beispiel immer wieder reizt. Zum Beispiel sexuell aber auch verbal. Es gilt an der Stelle einfach zu schauen „Was braucht der andere und was bin ich bereit zu geben?“ Und wenn der andere genau das braucht, was du bereit bist zu geben, dann harmoniert es wunderbar. Und das kann man übrigens am besten herausfinden, indem man einfach fragt. „Was muss bei dir passieren, damit du dich geliebt fühlst?“ Eine Frage die sehr selten gestellt wird. Die aber sehr viel über dein Gegenüber verrät, aber auch viel über dich verrät. Weil man dadurch erkennt, ob wir bereit sind genau das zu geben oder ob es uns eher abschreckt. Das und viele weitere Themen besprechen wir übrigens in der Tiefe auch auf meinem Seminar „Die Beziehung die du verdienst“.
Wundervoll! Vielen Dank für die aufschlussreichen Antworten!
Mehr von Stefan C. Müller und seinem Event „Die Beziehung, die du verdienst!“ findest du hier.